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Zum Verhältnis von Realität und Abbild in der antiken Komödie
Das Verhältnis von Abbild und Wirklichkeit in der antiken Komödie war gerade in den letzten Jahren zumeist indirekter Gegenstand literaturwissenschaftlicher Untersuchungen. Mit der Ausnahme von V. Ehrenbergs berühmtem Buch Aristophanes und das Volk von Athen, das der den Komödien zugrundeliegenden Wirklichkeit einen eigenen Abschnitt widmete *, gehen die Autoren gemeinhin speziellen Problemen nach, ohne die umfassende Frage zu beantworten, wie sich die im Bühnenspiel vorausgesetzten gesellschaftliche Normen und Wertsetzungen zu der Wirklichkeit im Athen des ausgehenden vierten und beginnenden dritten und im Rom des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts verhalten. Ganz in diesem Sinn bemüht sich etwa J. Dingel2, zwei ältere Forschungsansätze ausgleichend, zu zeigen, dass der Gegensatz von Sklaven und Herren so wie ihn Plautus darstellt, keineswegs in krasser Weise der herrschenden Realität widerspricht, so dass man entweder annehmen müsste, das Publikum in Rom amüsiere sich über fremde Zustände einer exotischen Welt 3 , oder es herrsche —dies der neuere Ansatz4— auf der Bühne die 'verkehrte Welt der Saturnalien'. Vielmehr stelle die Moralität des Herrn das Kriterium dar, von dem abhänge, ob der Sklave ein
1 Deutsche Übersetzung der 3. Auflage des Originals The People of Aristophanes (New York 1962) 42^8. 2 'Herren und Sklaven bei Plautus', in Gymnaium, 88 (1981) 489-504. 3 F. Leo, Geschichte der römischen Literatur, I (Berlin 1913) 145; zuletzt K. Gaiser, 'Zur Eigenart der römischen Komödie: Plautus und Terenz gegenüber ihren griechischen Vorbildern, in AJVHW, I, 2 (Berlin usw. 1972) 1027-113, 4 VgI. z.B. E. Segal, Roman LaugMer (Cambridge/Mass, 1968) 98-164.
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